Mittwoch, 31. Januar 2007

Opfergaben

Der Hinduismus ist eine bunte Religion voller Geheimisse und magischer Momente. Wir kennen ja bereis die rituelle Opferspeise Prasad und es gibt diese in vielen weiteren Ausprägungen, z.B. als Eieropfer beim Erntedankfest Pongal:


Doch mitten im Landesinneren, am Fuße eines Berges, im dunklen Wald,


da sind es nicht nur Eier, die geopfert werden. Hier fließt auch Blut um die Götter freundlich zu stimmen.


Wenn man sich nur einige Meter vom Tempel entfernt, stößt man sofort auf eine Unmenge von Federn (Huhn und Hahn), ein eindeutiges Indiz für eine rege "Opfertätigkeit".



Samstag, 27. Januar 2007

Hochzeitstermin

Die Wahl eines Hochzeitstermins erfolgt in Indien strikt, und wirklich strikt, nach dem astrologischen Kalender. Schon bei der Wahl des Partners werden bei einer arrangierten Heirat - in 95% der Fälle erfolgt die Auswahl der Partner durch die Eltern - die beiden Horoskope verglichen, passen diese nicht zusammen, wird nach einem neuen Partner gesucht.

Ein vedisches Horoskop ist unserem nicht unähnlich, und kann jederzeit via Internet bestellt werden, vorausgesetzt man hat eine major credit card. Die Auswertung von zwei Horoskopen für eine Heirat, ist schon etwas komplizierter. Aber auch dafür gibt es im Internet eine Kurzanleitung, und nach 5, oder auch mehreren, Jahren kann man es dann. Also doch besser zu einem Dienstleister gehen, denn dort bekommt man die Expertise für ca. 200 Rupien innerhalb eines Tages.

Bei einem Kollegen in der Firma wurde der Zeitpunkt für Hochzeitszeremonie auf 4 Uhr morgens festgelegt, und sie wurde auch zu dieser Uhrzeit durchgeführt. Wie bei uns die Namenstage sind in einem handelsüblichen indischen Kalender bereits die erlaubten Hochzeitstermine verzeichnet. Im Jänner 2007 sind dies 9 Tage und im Februar werden es 3 Tage sein. Bei diesen Terminen sind übrigens die Wochentage Dienstags und Samstags immer ausgeschlossen.

Am 24. 01. 2007 zwischen 9:30 und 10:30 war wieder einmal Heiratszeit und R.V. Bhagyalakshmi und D. Narayana sind in den Hafen der Ehe eingelaufen.



Dienstag, 23. Januar 2007

Elektrowerkstatt

Hier in Indien wird noch viel repariert, da die Arbeitszeit im Verhältnis zur Neuanschaffung eines Geräts sehr günstig ist. So kostet die Reparatur dieses Ventilators etwa 250 Rupien, ein Neugerät würde mit 1000 Rupien zu Buche schlagen. Ein Blick in die Werkstätte - ja dies ist wirklich die Werkstätte und nicht die Müllhalde der Elektrowerkstatt - verrät mehr über die indische Arbeits- und Denkweise als so mache kulturübergreifende wissenschaftliche Studie. Die Ordnungsprinzipien hier entsprechen dem indischen Durchschnitt und würden einen in deutscher Gründlichkeit sozialisierten Handwerksbetrieb in Österreich doch glatt in den Wahnsinn treiben.

Arasu (22)

bei der Arbeit

das organisierte Chaos

Sonntag, 21. Januar 2007

HI-Tech Dental & Facial

Ein weiteres Geschäft in meiner Straße bietet als Dienstleistung die Erstellung von Zahnröntgen an. Ein Panoramaröntgen kostet 250 Rupien (4,40 Euro) und ein einzelner Zahn 70 Rupien (1,20 Euro). Sie verwenden ein Gerät der italienischen Firma Villa Sistemi Medicali aus Bologna. Dies klingt ja nicht schlecht, frägt sich nur ob die Wartungsarbeiten und Kontrollen genau nach Bedienungsanleitung durchgeführt werden. Nachdem meine Zahnschmerzen nach einigen Tagen von alleine veschwunden sind werde ich dieser Frage hier nicht weiter nachgehen, sondern mich im März wieder vertrauensvoll ans heimatliche Zahnklinikum wenden.

Die Fassade

Die Telefonnummer, für jene die anrufen möchten

K.Karonakaran (23), der Leiter dieses Instituts

Im Behandlungsraum - die Aufnahmen mußten aus Datenschutzgründen "geblurrt" werden

Bügelparadies

Die Herzen aller Hausfrauen und Hausmänner würden höher schlagen, gäbe es ein indisches Bügelservice auch in Österreich. Die Männer bügeln perfekt mit ihren steinzeitlichen Bügeleisen und der Preis ist unschlagbar: 2 Rupies für ein Stück, wobei es vollkommen egal ist um was es sich handelt.

Lassen sie es sich auf der Zunge zergehen, das Bügeln eines Hemdes kostet keine 4 Cent = 50 Groschen in der guten alten Schillingwährung. Kaufkraftbereinigt wären dies in etwa 20 Cent oder 2 Schillinge und 50 Groschen. Wobei die Kaufkraft den Durchschnitt aller Inder berücksichtigt. Für Hochqualifizierte oder gar IT Experten werden hier aber Löhne fast auf europäischen Niveau gezahlt, und dann lebt man im absoluten Luxus, mit der Einschränkung, dass rund um die abgeschirmte Welt der Annehmlichkeiten eine unvorstellbare Armut herrscht.

Bei der Berechnung des Kaufkraftverhältnisses zwischen Indien und Österreich - dieses ist übrigens 5,4 - bin ich auf eine gute Sammlung statistischer Daten gestoßen. Ich habe den Österreich Beitrag überprüft, und es stimmt wir haben 0 Kriegsschiffe und U-Boote höchstens im Hafnerriegelheim, die tauchen aber in der Statistik nicht auf. Eine detailierte Darstellung der Kaufkraft von 71 Städten verteilt über die ganze Welt kann der interessierte Leser in dem 52(!) seitigen Bericht Preise und Löhne der UBS Investment Bank finden.

Eine weitere Methode die Kaufkraft der einzelnen Länder zu Vergleichen ist der Big Mac Index, den die britischen Zeitung The Economist seit 1986 berechnet. Dabei wird der Preis eines Big Mac als Indikator für die Kaufkraft eines Landes herangezogen. (Für alle Apple Fans, es gib auch einen iPod Index). Hier eine Variation des Big Mac Index - eine Weltkarte auf der man sieht, wie viele Stunden ein Bürger arbeiten muss um sich einen Big Mac, bzw. ein Kilo Brot zu kaufen (geklaut von "Die Welt / Dez. 2005").

Viel Arbeit für einen Bic Mac


Aber das eigentliche Thema war ja "Bügelparadiese in meiner Straße". Daher zum Abschluss noch einige Bilder. Man beachte, dass bei diesen günstigen Preisen die Bügelunternehmer nicht einmal ein Geschäftslokal anmieten können:

Bügelfirma Nr. 1 mit Schreibstube im Hintergrund

Ravi (24)

Ein Familienunternehmen

mobile Bügelstation

John Peter (20)

Samstag, 20. Januar 2007

ISD STD und PCO

Diese drei Abkürzungen sieht man in Indien an jeder Ecke. ISD - International Subscriber Dialling ist ein internationaler Anruf ohne Operator, STD - Subscriber Trunk Dialling bezeichnet ein Ferngespräch innerhalb Indiens und PCO heißt ganz einfach Public Call Office.

Viele Geschäfte bieten dieses Service an, so auch die Schreibstube in meiner Straße. Es gelang mir leider nicht mit der Dame ins Gespräch zu kommen, da sie für einen Kunden ca. eine halbe Stunde lang eine einzige Seite ausdruckte. Es war spannend den beiden zuzusehen, wenn der Text auch nur eine Zeile nach unten verschoben wurde, verglich der Kunde die einzelnen Zeilen, ob denn nun noch alles vorhanden ist. Und als die Typistin schließlich den Drucker zu zerlegen begann, dann hab ich die Flucht ergriffen.

Wer keine Geduld aufbringt, wird in Indien schnell verzweifeln. Hier laufen die Uhren anders, oder wie der Inder scherzhaft zu sagen pflegt: IST ist nicht die Abkürzung für die Indian Standard Time, sondern für Indian Strechtable Time.

Die IST hat übrigens ihren Ursprung in Chennai, da Michael Topping im Jahre 1792 hier die erste Sternwarte Indiens erbauen lies.

ISD-STD-PCO

Korrekturlesen

Druckerpanik

Freitag, 19. Januar 2007

der indische Wirt

heißt Wineshop, obwohl man hier keinen Wein bekommt, sondern nur Leichtbier, Starkbier und Brandy in allen Abstufungen. Der Verkauf von Alkohol ist fest in staatlicher Hand und man kann denselbigen nur in den Wineshops erwerben. Die Verstaatlichung bürgt dabei nicht unbedingt für Gemütlichkeit, es ist jedoch die einzige Möglichkeit für Inder zu günstigen Preisen zu alkoholischen Getränken zu kommen. In einem Lokal oder Hotel - in vielen werden überhaupt keine alkoholische Getränke angeboten - sind die Kosten etwa doppelt so hoch. Wobei im Vergleich zu unseren Durchschnittseinkommen die Preise hier für ein Bier 4 bis 5 mal über den österreichischen liegen. Aber auch dies hält die Inder nicht ab fröhlich - oder weniger fröhlich - dem Alkohol zu-zu-sprechen.

Der Eingang

Die Küche

Ravi (39) kennen wir ja schon, nach seiner Ayyappa Wallfahrt nun ohne Bart

So gemütlich ist es in der Bar des Wineshops

Donnerstag, 18. Januar 2007

Prasad

Prasad, wörtlich übersetzt Gnade bzw. Barmherzigkeit, bezeichnet eine Opferspeise im häuslichen Bereich oder in einem Tempel. Die Religion wird hier stärker in den Alltag einbezogen und dominiert viele Bereiche des täglichen Lebens. So ist es z.B. in der Firma in welcher ich zur Zeit arbeite - und welch Zufall der Name der Firma ist ebenfalls Prasad - üblich am Freitag Nachmittag die Büros zu schmücken, einen kleinen Tempel aufzubauen, sowie den Mitarbeitern kleine Bananenstücke und andere Prasads anzubieten. Ein schönes Zeichen, da merkt man eine Arbeitswoche ist zu Ende gegangen. Einziger Wermutstropfen: die Arbeitswoche ist nur für mich vorüber, meine indischen Kollegen haben eine 6 Tageswoche und sind alle auch am Samstag im Büro.

Die Vorbereitungen sind im vollen Gange

Das Bild des Firmengründers in meinem Büro wird geschmückt

Zwei Türen weiter, wird bei einem Kollegen der Minialtar aufgebaut.

Prasad

Pongal

Pongal, das tamilische Erntedankfest wird vier Tage gefeiert, und ist insbesondere in den ländlichen Gebieten mit vielen traditionellen Bräuchen verbunden. Am eigentlichen Pongal Tag (= Tag Nr. 2) war ich in einem kleinen Dorf, und habe anschließend, geleitet von meinem Fahrer und Guide, eine Reihe kleinerer Tempel rund um Madurai besucht. Die Unzahl Götter, die Freundlichkeit und Fröhlichkeit der Priester und Menschen bei all den Tempeln, und auch die Gelassenheit und Ruhe - um die Mittagszeit legt man sich einfach hin und schläft ein Stündchen - haben mich beeindruckt. Anbei einige Bilder meiner kleinen Pongal Rundreise.

Happy Pongal, ruft mir der Madurai Veeram am Beginn der Reise zu

Die Frauen kochen Pongal, entspricht unserem süssen Michreis

und die Männer üben sich in religösen Zeremonien

Besuch des Dorftempels, wo ich Pongal, eine Banane, eine Kokusnuss und einen Blumenkranz überreicht bekomme

gleich neben dem Tempel wird dann Pongal gegessen

sieht ja fast aus wie in Hawaii

am Auto macht sich der Blumenkranz besser, hier schon bei der ersten Station der Mini Tempel Rundreise

Trishula

Die Kuh Nandi, das Gefährt - heute würden wir sagen das Dienstauto - von Shiva

Naga Devathai, die fünfköpfige Schlange

Wir sind die einzigen Besucher (innerhalb von 2 Stunden) beim Tempel von Arumugan

Arumugan, der Gott mit den sechs Gesichtern

Landschaft pur

Reisfeld Idylle mit Hochspannungsleitung

Die letzte Station, ein Tempel (Kultstätte) am Fuße eines Berges

Ich kann nur sagen, der Besuch von ca. 10 Tempeln an einem Nachmittag macht wirklich Hündemüde

Mittwoch, 17. Januar 2007

Wichtiger Termin

Am 30.01.2007 - 21:03 ist es wieder so weit. Alle Fans der Redaktion Ratschbergpost versammeln sich vor den Empfangsgeräten und lauschen gespannt welch kribbelige Aufgabe das Team um Redakteur Rasantschnig diesmal lösen wird.

Meine Anfrage bei ORF Kärnten hat so manch verschlungene Wege genommen, dank Mag. Klaus Pertl konnte ich in Erfahrung bringen, dass über 100 (!) Sendungen der Ratschbergpost seit den frühen 80er Jahren produziert wurden. Irgendwie überschneidet sich dieser Zeitraum allerdings nur knapp mit meinen Kindheitserinnerungen. Entweder kann ich mich noch an die ersten Sendungen erinnern, oder Herr Redakteur Rasantschnig war bereits in der Vorgängersendung "Hast schon ghört, Reidnwirt" aktiv.

Für alle jene die Radio Kärnten nicht via Äther empfangen können, hier nochmals der Streaming Link (funktioniert allerdings nur gut für DOSen Nutzer)

Oh welch Freude, auch die slowenischen Nachrichten von Radio Kärnten werden angeboten.



Folgt man diesem Link wird dem werten Internetbenutzer mitgeteilt: "Error in application volksgruppen, object not found". Sind sie verloren gegangen die Kärntner Slowenen, oder hat Sie Haider [S|M|L|XL] einfach als nicht existent erklärt?

Eine interessante Frage, der ich natürlich in der nächsten Zeit nachgehen werde.

Freitag, 12. Januar 2007

Come on, Big Nose. Let's haggle

Und weil wir gerade beim Thema sind, anbei eine klassische Szene aus Monty Pythons Leben des Brian:



- Alms for a leper.
- Alms for a leper.
- Alms for an ex-leper.
Bloody donkey owners.
All the same, aren't they?
Never have any change.
Oh, here's a touch.
Spare a talent for an old ex-leper.
- Buzz off!
- Spare a talent for an old ex-leper.
- A talent? That's more than he earns in a month.
- Half a talent, then.
- No, go away!
- Come on, Big Nose. Let's haggle.
- What?
- All right. Cut the haggling. Say you open at one shekel.
I start at two thousand. We close about eighteen hundred.
- No.
- Seventeen-fifty?
- Go away!
- Seventeen-forty.
- Look. Will you leave him alone?
- All right. Two shekels. Just two. Isn't this fun, eh?
- Look. He's not giving you any money, so piss off!
- All right, sir. My final offer: half a shekel for an old ex-leper.
- Did you say... 'ex-leper'?
- That's right, sir. Sixteen years behind the bell, and proud of it, sir.
- Well, what happened?
- I was cured, sir.
- Cured?
- Yes, sir, a bloody miracle, sir. God bless you.
- Who cured you?
- Jesus did, sir. I was hopping along, minding my own business.
All of a sudden, up he comes. Cures me.
One minute I'm a leper with a trade, next minute my livelihood's gone.
Not so much as a by your leave. 'You're cured mate.' Bloody do-gooder.
- Well, why don't you go and tell him you want to be a leper again?
- Ah, yeah. I could do that, sir. Yeah. Yeah, I could do that, I suppose.
What I was thinking was, I was going to ask him if he could make me a bit
lame in one leg during the middle of the week. You know, something beggable,
but not leprosy, which is a pain in the arse, to be blunt.
Excuse my French, sir, but, uh--
- Brian! Come and clean your room out.
- There you are.
- Thank you, sir. Thanks-- Half a denary for me bloody life story?
- There's no pleasing some people.
- That's just what Jesus said, sir.

Provisionsspiel

Handeln steht in Indien an der Tagesordung, und man kann wirklich überall feilschen, außer in den staatlichen Geschäften und in Geschäften in denen es nur "Fixed Prices" gibt.

Nachdem man ja sofort als Ausländer erkannt wird, beginnt das Gegenüber immer mit einem viel zu hohen Preis. Der im Feilschen Geübte setzt dann bei etwa einem Drittel an und beginnt das Spiel. Man kann auch durchaus mal das Geschäft verzweifelt oder wütend über den hohen Preis verlassen, das nächste mal ist man wieder der beste Kunde.

Ein hervorrangendes Übungsobjekt sind Autorikscha Fahrer. Bei diesen kann man sogar weit unter den üblichen Preis verhandeln, wenn man bei ihrem Provisionsspiel mitmacht. Dazu fährt man eine Reihe von Souvenirshops an. Bei jedem der Shops erhält der Riskscha Fahrer eine Provision von etwa 50 - 100 Rupien oder Punkte für eine Gratisuniform (diese Version bezweifle ich allerdings). Die Hälfte der Provision zieht er dann vom Fahrpreis ab. Kauft der Tourist etwas im Geschäft, dann hat der Rikschafahrer seinen Glückstag, er bekommt zwischen 10% und 20% des Kaufpreises als Provision, und dies kann bei einem teuren Stück bis zu einem Monatsverdienst betragen.

Ich habe dieses System natürlich erforscht, und war mit dem Rikschaprofi Nithyananda in 3 Geschäften, in welchen mehr oder weniger aggressiv versucht wurde mir die üblichen Souvenirs wie Teppiche, Schmuck, Steinfiguren u.s.w. zu verkaufen.

Nithyananda (32)


Faruk (25) und Faruk (23)


der Teppich, den sie mir verkaufen wollten, 900 Knoten - wool on wool - um 700$


Tyrone (33) und der Viertelitaliener Sugavanan (30)

typisch indische Souvenirs