Donnerstag, 21. Dezember 2006

Glauben Sie an Zufälle?

Wieder zuhause angekommen wundere ich mich weder über 30 Grad Temperaturunterschied zwischen Chennai und Graz noch darüber, dass es Österreich keine neue Regierung gibt und kaum Schnee in den Niederungen liegt.

Jedoch das Phänomen des Zufalls beschäftigt mich. Ist es denn ein Zufall, dass beim Flug nach Chennai das Flugzeug überbucht war, so dass ich in der Businessclass fliegen konnte, und beim Rückflug so wenig Passagiere an Bord waren, dass ich eine ganze Mittelreihe für mich hatte. Laut Auskunft der Flugbegleiter ist weder der Wochentag noch ein anderer kausaler Grund dafür zu finden. Und ist es denn ein Zufall, dass ich am Flughafen in Frankfurt eine (junge) alte Bekannte treffe, die just nach Chennai fliegt und genau jene Zeit in Indien verbringt die ich in Österreich bin?

Die vielzitierte Wickipedia sagt über das Phänomen Zufall:

Man spricht von Zufall - oder noch klarer von reinem Zufall -, wenn ein Ereignis nicht kausal notwendig auftritt. Vom heutigen Standpunkt aus sind die Phänomene der Quantenphysik der einzige Bereich, in dem es einen reinen Zufall geben könnte.

Umgangssprachlich wird der Begriff zufällig auch dann verwendet, wenn ein Ereignis nur in der Praxis nicht absehbar, vorhersagbar oder berechenbar ist - z.B. Zufallszahlen am Computer, die nicht wirklich zufällig sind, sondern nur auf sehr komplexen Berechnungen basieren. Zufälligkeit auf der einen Seite und anderseits Unberechenbarkeit oder Unvorhersagbarkeit sind strikt voneinander zu unterscheiden.

MIt dieser Definition sollte man wohl sagen, dass unser Leben nicht berechnbar ist und wir es nicht voraussagen können. Aber kann es dann jemand anders voraussagen und unser Schicksal sehen? Jetzt wird es endgültig zu tiefgründig und philosophisch für einen Blog, daher zum Abschluss nur noch ein Link zu einer Sammlung unglaublicher Zufälle, aber da sind wird dann schon beim Thema der Verschwörungstheorien. Im Internet ist ein kompletter Themenwechsel halt nur einen Link entfernt.

Montag, 18. Dezember 2006

Warum gibt es keine Inder mit Glatze?

weil es hier Perücken gibt. Entweder wohne ich im Viertel der Perückenmacher, oder diese haben hier einen großen Markt. In der Reihe "die Geschäfte in meiner Straße" besuchen wir heute das Indian Wig House:


ein Detail der wunderbaren Schaufenstergestaltung:


Zu finden ist das Indian Wig House in der South Sivan Koil Street No. 73, Vadaplani, Chennai-600 026. Der Besitzer N. Subbarao beteuerte mir, dass er hauptsächlich für die Filmindustrie arbeite und dort alle Stars mit Perücken ausstattet. Dies kann ich schwer beurteilen, da ich ja keine indischen Filmstars kenne.

Subbarao, 39 Jahre

Kaum reden wir von Filmstars schon spazieren zwei bei der Tür herein, welch ein Zufall und glücklicher Tag!

Sonntag, 17. Dezember 2006

tracking me

Meine Spuren können nun auch via Internet verfolgt werden. Aber wie ist es dabei mit der Privatsphäre? Soll denn jeder wissen wo ich zur Zeit bin, was ich mache, welches Buch ich lese und in welchem Fastfoodlokal ich esse?

Die Antwort darauf ist sehr einfach. Wer sagt denn überhaupt, dass ich in Indien bin? Nur weil ein Link von Google ausgespuckt wird, oder ein Sachverhalt in der Wickipedia steht, bedeutet dies noch lange nicht, dass dieser der Realität entspricht. Aber was bedeutet schon Realität in den virtuellen Welten des Internets.

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Indian Fastfood

In Österreich ist es der Würstelstand, in der Türkei (oder Deutschland) die Kebabbude und hier in Indien eines der unzähligen Straßenlokale in denen man schnell und billig - ich zahle für 3 Gänge immer Rs 29 = 50 Eurocent - zu einem (guten) Essen kommt.

Ganz in der Nähe meiner Wohnung befindet sich mein Stamm-Lokal, hier esse ich am Abend Dosai, Porottas oder ein Omlett-Egg. Da die Zutaten aus der noch traditionellen indischen Landwirtschaft stammen und alles absolut frisch zubereit wird schmeckt es dementsprechend gut. Aber auch in Indien ist einiges in der Landwirtschaftspolitik der letzten Jahrzehnte schiefgelaufen. Hochertragssorten und der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln führten dazu, dass Böden unbrauchbar wurden, das Erbrecht ist der Grund für eine Aufsplitterung der Bauernhöfe und beides in Folge bewirken eine massive Landflucht und ein Anwachsen der Slums in den städtischen Gebieten.

Ups, dies ist ja gar nicht Thema dieses Beitrags, zurück zum Essen, welches ganz einfach auf Bananenblättern serviert wird. Welch ein geniales Recycling Konzept.

Mahlzeit

der Chefkoch

Küchengehilfe

Vorbereiten der Dosais

Mani Mechanic

Fleissige Leser dieses Blogs kennen bereits die Fahrschule in meiner Strasse. Die "Lizenz" ist natürlich "made by photoshop", prinzipiell schauen aber die indischen Führerscheine so aus. Nun möchte ich weitere Geschäfte vorstellen. Dazu bleibe ich gleich bei meinem Lieblingsthema, dem Verkehr.


Für eine Monatsmiete von Rs 15.00 hat K. Subyamanian, oder kurz Mani, diese Werkstätte gemietet. Die ganze Werkstätte besteht aus einem Raum, ca 3m x3m zur Strasse hin offen.

Mani, 32 jahre

Bei Mani kann man um Rs 600 (10 Euro) eine Generalüberholung seines Motorrades machen lassen, für Rs 1500 (25 Euro) macht er ein volles Motorservice (dies dauert ca. 2 Tage). Also wer seine "Maschine" zum Service bringen wil, hier seine volle Adresse

K. Subyamanian
West Sivan Koil Street No. 16
Vatapalani
Chennai 26

Samstag, 16. Dezember 2006

Mein Frühstückstisch

... sieht so aus: Tee aus Darjeeling, frische Ananas und Papays, etwas Müsli und ein indisches Joghurt. Und das beste dabei ist, wenn ich aufsteh, steht alles schon am Tisch, feinsäuberlich zubereitet von Karmegan.

Mittwoch, 13. Dezember 2006

Redaktion Ratschbergpost

Es ist 2:00 in der Nacht, ich sitze in Chennai, arbeite noch, und im Webradio läuft die Weihnachtssendung der Redaktion Ratschbergpost. In der Sendereihe Alt, aber guat, Aus unserem Volkstumsarchiv wiederholt das Landesstudio Kärnten die Folge "Der Engl mit'n klangflicktn Kopftüachlan" der Redaktion Ratschbergpost. Ein Lob an den ORF, die Qualität der Übertragung ist ausgezeichnet, aber auch ein Tadel, denn die Unterstützung für den MAC ist sehr rudimentär.

"Die Ratschbergpost" war in meiner Jugend am Sonntag Nachmittag Pflichtprogramm. Es wäre interessant zu wissen in welchem Zeitraum die Ratschbergpost gesendet wurde. Dazu schweigt allerdings das "allwissende Internet".

Bei der Folge aus dem Jahr 1984 führte Fritz Hofmeister Regie und Ida Weiss, die Autorin der Ratschbergpost und der Jagastund, einem weiteren Klassiker des Landfunks, ist übrigens eine gebürtige Bleiburgerin. Welch ein Zufall wieder mal.

Ida Weiss, mit 80 Jahren (2005)

Und auf noch etwas bin ich gestoßen im Internet. Es gibt einen Briefwechsel zwischen Ida Weiss und Christine Lavant (1915-1973). Das Projekt einen kommentierten Gesamtbriefwechsel Christine Lavants auf CD ROM herauszugeben scheint jedoch leider stecken geblieben zu sein. Ich werde dieser Frage in den nächsten Tagen mal nachgehen, denn Christine Lavant ist definitv ein eigenes Posting wert, daher mal Schluß für heute.

Dienstag, 12. Dezember 2006

climate change

Auf die Frage was denn mit dem Wetter los sei antworteten alle im Golden Sun Hotel "climate change". Es hat das halbe letzte Wochenende geregnet, der wirkliche Grund für das schlechte Wetter und die raue See war aber angeblich ein Hurrikan bei den Andamanen. Trotzdem war es wieder nett im "Strandbüro". Als Premiere mal ein Bild mit mir - unrasiert und unfrisiert - beim M.I.R. Programming.



Montag, 11. Dezember 2006

am Filmset

Wer glaubt am indischen Filmset geht es anders zu als am europäischen oder gar in den großen U.S.A., der irrt. Auch hier geschieht die meiste Zeit nichts, alle sind in Warteposition und ein wenig nervös, und selbst der Kabelträger fühlt sich ein wenig wie ein Filmstar. Der Unterschied ist möglicheweise, dass Filmstars hier abgöttisch verehrt werden, und die führenden Rollen in der Politik spielen. Aber wo liegt hier der Unterschied zu Kalifornien? Anbei einige Bilder von Aufnahmen am Firmengelände:



world leaders 2 - chart 137

Wenn es einen Chart 1 gibt, wird Chart 2 nicht weit entfernt sein. Hier ist es mit den folgenden Personen. Nota bene, unser Ex-Nachbar Josip Broz hat es unter die 15 bekanntesten World Leaders geschafft!


  • Mahatma Gandhi (India)

  • Abraham Lincon U.S.A)

  • Queen Elizabeth II (U.K.)

  • Joseph Stalin (Russia)

  • Franklin Roosevelt (U.S.A)

  • Winston Churchill (U.K.)

  • Jawharlal Nehru (India)

  • Marshal Tito (Yogoslavia)

  • Gama Andel Nasser (Egypt)

  • John F. Kennedy (U.S.A)

  • Mao Tse Tung (China)

  • Charles de Gaulle (France)

  • Indira Gandhi (India)

  • Ronald Reagan (U.S.A)

  • Vladimir Lenin (Russia)

  • Adolf Hitler (Germany)

  • Ayatollah Khomeini (Iran)

  • Martin Luther King (U.S.A)


Samstag, 9. Dezember 2006

Hindustan Ambassador

Ob Taxi, Regierungsauto oder Familienlimosine, der Hindustan Ambassador, kurz Amby, ist eine indische Institution. Im Aussehen erinnert er etwas an ein gestauchtes rundliches Ding aus fernen Welten. Oder doch nicht so fern, im ersten indischen Auto von 1948 spiegelt sich noch heute der Zeitgeist der Nachkriegszeit aus England, denn das Vorbild für den Hindustan Ambassador war der Morris Oxford.

Der Privatmann fährt heute kaum mehr einen Amby, sie sind einfach zu unbequem. Mieten Touristen ein Auto - dies macht man hier in der Regel mit Fahrer, Kosten ca. 30 Euro pro Tag - versucht man ihnen einen aufzuschwatzen, da er ja so bequem sei. Dies ist laut Insidern allerdings nicht der Fall. Aber Stolz ist man noch auf den Ambassador. So heisst es auf einem Autowebportal:

Being trusted for more than 50 years, Ambassador is the first Indian Car. In spite of being old car, it is being upgraded day by day as per customer's needs. It has got many special features like power steering, multi point fuel injection, company fitted CNG, enough space for leg room, comfortable arrangement of seating, sturdy and tough structure, 5 speed gear box, easy repair ability etc. All those features and its structure have made it army car of India.

Auf der Webseite von Hindustan Motors findet der interessierte Mann oder die interessierte Frau 10 Gründe einen Ambassador zu besitzen. Ganz verwegende können sogar einen Amby importieren. Anbei Fotos eines Taxis und eines Polizeiautos, beides natürlich Ambys:




Verkehrszeichen

Auch in Indien gibt es Verkehrszeichen, an die sich allerdings niemand hält. Anbei eine Auswahl von länderspezifischen Signalen. Ich muss mich übrigens korrigieren, an compulsory sound horn, daran hält man sich, selbst wenn kein Verkehrszeichen zu sehen ist.





Und für alle die tiefer in die Materie eintauchen möchten, hier eine Übersicht:

Donnerstag, 7. Dezember 2006

Im Wartezimmer


nein nicht bei einem Arzt, auch nicht Rechtsanwalt oder gar auf einem Amt, beim Uhrmacher habe ich dieses Bild entdeckt:


Das erste mal, dass ich hier in Indien Österreich erwähnt sehe, und dazu noch eine Firma aus Klagenfurt, liebe Grüße aus Chennai in die Hirschstraße Nr. 5. Einen kurzen Moment hat mich sogar ein Hauch von Heimweh gepackt als ich Austria gelesen habe. Ich war beim Uhrmacher da meine Casio PC Unite , ein Wunderwerk der Technick, welches ich vor einigen Jahren in einem Anfall von Technikverliebtheit gekauft habe, eine neue Batterie brauchte. Nun leuchtet sie wieder, und zeigt mir neben der Indian Standard Time auch die Uhrzeit zuhause an. Und dies alles um Rs 52, umgerechnet 87 cent. Sammelt alle lahmen Uhren, ich bringe sie mit neuen indischen Batterien zurück.



Anbei noch einige Bilder indischer Uhren (Marke Titan). Die Bilder sind leider etwas flau, da ich durch Glas fotografiert habe.



world leaders 1 - chart 136

Bei einem Streifzug durch die kleine Buchhandlung in der Nähe meiner Wohnung, fleissige Leser dieses Blogs kennen diese schon von dem Mein Kampf Bild, habe ich einige Charts, auch MAD students pictures genannt, entdeckt. Bei diesen sieht man schön, wie anders die Welt hier wahrgenommen wird.

Eines meiner Lieblingscharts - Nr. 136 - zeigt word leaders, und zwar in dieser Reihenfolge:


  • Dr. A.P.J. Abdul Kalam (India)

  • Bill Clinton (U.S.A)

  • Vladimir Putin (Russia)

  • George W. Busch (U.S.A)

  • Atl Bihari Vajpayee (India)

  • Kofi Annan (U.N. Secretary)

  • Boris Yeltsin (Russia)

  • Margret Thatcher (U.K.)

  • Tony Blair (U.K.)

  • Pronce Charles (U.K.)

  • Nelson Mandela (S. Africa)

  • Dalai Lama (Tibet)

  • Col. Muammar Qaddafi (Libya)

  • Fidel Castro (Cuba)

  • Saddam Hussein (Iraq)

  • Mohammed Khatami (Iran)

  • King Fahd (Saudi Arabia)

  • Hosni Mubarak (Egypt)


Dienstag, 5. Dezember 2006

Freiluftküche

So sieht die Küche des Golden Sun Beach Resorts *** aus. Die Temperaturen erlauben es, dass hier einfach im Freien gekocht wird. Zuerst dachte ich, es wird den Koch stören wenn ich ein Foto mache, doch als ich fragte hatte er gleich das gesamte Küchenteam zusammengetrommelt, und sie haben sich in Positur geworfen.



Das Hotel ist ruhig und komfortabel, hat ein sehr gutes Preis Leistungsverhältniss (eine Übernachtung kostet 28 Euro) und man ist von Deutschen, Franzosen und Österreichern verschont, da dieses Resort weder in den Reiseführern verzeichnet ist noch von den Reiseveranstaltern ins Programm aufgenommen wird. Für (westliche) Tramper ist es zu teuer - die Zimmerpreise hier beginnen bei Rs 250 = 5 Euro - und für die Reisegruppen zu wenig exklusiv. Ein Idealzustand um in Ruhe auszuspannen. So sieht es im Garten aus.



Und so an der Rezeption. Der Front Office Manager A.M. Rahaman war absolut konzentriert als er den Global Kryners am iPod lauschte:

Hat jeder Fischer eine Visitenkarte?

Sicher doch, auf jeden Fall alle Heinz Fischers (1, 2) aber auch R. Masilamani, Fischer aus Devaneria Kuppan, hat eine solche.


Der Multiunternehmer Masilamani hat mich am Strand angesprochen. Nach einem erfolglosen Versuch mir die üblichen Souvenirs zu verkaufen, hab ich mich zu einem Essen im Fischerhaus überreden lassen (Kosten Rs 300, ca. 5 Euro), schließlich hatte Masilamani auch Referenzen aus Österreich, welche er stolz präsentierte. Die geplante Ausfahrt am nächsten Morgen zum Fischen war leider nicht möglich, da das Meer zu rau war. Das Erlebniss beschränke sich also darauf um halb vier in der Früh aufzustehen, und im Dunkeln zu Fischerdorf zu spazieren.

Entschädigt würde ich dann beim Mittagessen, echt lekker! Es gab gegrillten Fisch, Garnelen und Krebse. Besser als in jedem Haubenlokal in Österreich. Schade, dass Bilder keinen Geschmack einfangen können (oder möglicherweise ist dies eh besser so...)





Dies ist die Familie, die mich bewirtete:

Masilamani (41), Fischer


Tangammani (36), Hausfrau


Iyappan (17), Schüler, will auch Fischer werden


Stira (20), Souvenirverkäufer



P.S:
Nehme gerne Wetten über die Körpergröße (in cm) unseres hochgeschätzen HBP an.

Weil sie so schön ist, die Arbeit

ist es auch schnell Abend geworden. Jetzt hab ich ein großes Stück vom MIR Manual geschafft. Walter du siehst, selbst hier bin ich fleissig. Nun gehe ich nach einem Abendspaziergang früh schlafen, da ich morgen um 4 Uhr einen Fischer bei seiner Ausfahrt begleiten möchte.



Montag, 4. Dezember 2006

Wenn Werbefuzzis träumen,

dann sitzen wir mit dem Notebook am Palmenstrand, schlürfen einen Cocktail und machen unsere Hausaufgaben, und alles nur weil wir ein IBM, Dell oder Siemens Notebook gekauft haben. Dies will man uns weismachen, aber mit einem DOSen Schlepptop, mit einem solchen geht das nicht. Doch nimm ein MacBook Pro, und voila schon klappt es .....





Das ist mein neues Büro in der Außenansicht: